Fiji


oder Cannibal Islands

Schwein gehabt
muss sich Captain William Bligh gedacht haben, als er 1789 nach der Meuterei auf der HMS Bounty mit 18 Getreuen ausgesetzt in einem 7 m langen offenen Ruderboot in den Fiji-Gewaessern nur knapp den Attacken zweier Kriegskanus entkommen war. Truant, doppelt so lang und nur mit 2 Leuten besetzt, findet diese riffige Inselwelt friedfertiger vor, nur die viel zu alten ungenauen Seekarten kitzeln gelegentlich an den Nerven.

 

Waitui Marina
eine alte aufgelassenen Copra-Muehle in Savusavu, war TRUANTs erster Anlauf- und Ausgangspunkt zur Erkundung von Land und Leuten auf der zweitgroessten Fiji-Insel Vanua Levu. Das Einklarieren (Immigration, Zoll, Quarantaene- und Gesundheitsbehoerde) erfolgte hier problemlos.

 

Savusavu
ist eine geschaeftige Stadt mit 5500 Einwohnern, je zur Haelfte Urbevoelkerung und eingewanderte Inder (wie Landesdurchschnitt). Letztere wurden seinerzeit von europaeischen Kolonialherren fuer die Copra- und Zuckerproduktion angeworben, da die Ur-Fijis fuer die schwere Arbeit nicht zu gewinnen waren. Seit 20 Jahren gehen meist mehr Indo-Fijis als Ur-Fijis zu den Wahlen und so muessen sich die Ur-Fijis regelmäßig wenn auch unblutig an die Macht zurueckputschen.

 

Alltagsleben
Oben: Maenner bei Strassen- und Waldarbeiten, d.h. einer arbeitet und alle anderen passen angestrengt auf; 
Unten: huebscher Gospel-Gesang und der unbarmherzige Halleluja-Schreier darf auch nicht fehlen.

 

Wir waren schneller
Denn hier herrscht Linksverkehr. So geht es zuegig und zugig knapp 3 Stunden per Bus ueber die Berge von Vanua Levu zur noerdlichen Hafenstadt Lambasa. Die Fahrt ist empfehlenswert, die schmutzige Stadt nicht. Wegen der unertraeglichen Autoabgase geht es gleich mit dem naechsten Bus zurueck nach Savusavu.

Zuckerrohrernte ganzjaehrig
Zucker ist immer noch der Exportschlager Fijis und wichtigster Wirtschaftszweig. Dazu gehoeren auch die feinen Vorort-Veredelungen zu Rum, Whisky, Gin und Wodka.  Auf der Busfahrt sehen wir Plantagen bis zum Horizont und endlose Wagonladungen. Ein weiterer Wirtschaftsfaktor soll der Fremdenverkehr werden, Oeko-Tourismus. Davon wollen wir uns spaeter ueberzeugen.

 

Ausblicke am Ankerplatz
Dank einer hinterlistigen Muecke, die dem Skipper Dengue-Fieber beschert, ist der Aufenthalt in Savusavu laenger als geplant. 
Von oben links: 
Abendstimmung am Ankerplatz; 
gleich nebenan dampfen morgens heisse Quellen aus dem Vulkangestein; 
im netten Backpacker-Hotel gegenueber scheint gerade bin Laden zu logieren, aber das verraten wir den Amis nicht; 
an Bord mit Nas und Leon, der unsere Ankerwinch repariert und sich in Fiji ein sichereres Leben als in seiner Heimat Suedafrika erhofft.

 

Auf zu den Yasawas
Diese Inselgruppe im aeusseren Nordwesten des Fiji-Archipels verspricht viel Sonne, einsame Straende und traditionelle Lebensweise der Ur-Fijis. Gute Voraussetzungen fuer einen massvollen Fremdenverkehr. Mit Sondergenehmigung und speziellen Verhaltensregeln duerfen auch wir Segler uns ueberzeugen, dass die Einwohner dort nunmehr keine leckeren Fremden lebendig im Erdofen garen. TRUANT bahnt sich seinen Weg durch zahllose Riffe dorthin.

 

Wie versprochen
finden wir eine Traumlandschaft vor, die es mit San Blas, Islas Perlas und den Tuamotus aufnehmen kann. In den Doerfern ohne Strom, TV, Telefon und Autos leben meist weniger als 300 Einwohner (keine Inder). Warum trotz dunkler warmer Abende der Kinderanteil an der Bevoelkerung relativ gering ist, konnten wir nicht in Erfahrung bringen.

 

TRUANT in der Namataya Bay
Unsere Seekarten von diesem Gebiet sind 34 Jahre alt (es gibt nichts Aktuelleres) und geeignete sichere Ankerplaetze muessen selbst ausgelotet werden. Dank der vielen verstreuten Riffe mit brechenden Wellen haelt sich der Schwell des nahen offenen Ozeans in Grenzen. Diese Bucht liegt an der Westseite der noerdlichsten Insel Yasawa, nach der die ganze Gruppe benannt ist.

 

Sightseeing mit Maß
Waehrend unserer 2 Wochen durch die Yasawas sehen wir nur wenige Segelboote, dafuer aber haeufiger diese kleinen Urlauberschiffe. Eine gute Idee: auf einer mehrtaegigen Rundreise koennen sich auch Nichtsegler recht preisguenstig auf ausgewaehlten Straenden tummeln und organisiert ein Dorf besuchen. Zum Beispiel hier in der "Blue Lagoon Bay", an deren Straenden 1970 und 1990 die beiden gleichnamigen Filme gedreht wurden.

 

Spaziergang auf Naviti
Naviti ist in der Kette der Yasawas die groesste, ca. 12 km lang und 5 km an der breitesten Stelle. Eigentlich haben wir die Schnorchelsachen dabei, um an dieser Stelle ein altes Flugzeugwrack aus dem 2. Weltkrieg unter Wasser zu fotografieren, aber der Tiedenstrom und das ferne Beiboot an der anderen Seite der Insel verhinderten das Vorhaben.

 

Eine Robinson-Familie
Dafuer entdecken wir diese kleine Familien-Ansiedlung, die Buren (Huetten) versteckt unter Palmen und hohen Bueschen an der sonst unbewohnten Ostseite von Naviti. Unter der Woche leben nur Opa und Oma hier und jedes Wochenende kommen die Kinder und Enkelkinder mit dem Boot herueber. Da gerade Sonntag ist, sind alle da und freuen sich ueber die seltenen Besucher.

 

Palaver
Die Jungs stellen interessierte Frage nach unserem Reiseweg und wollen wissen, wie Moin, Tschuess und Danke in verschiedenen europaeischen Sprachen heisst. Sie gehen alle zur Schule im Inseldorf und auf der Hauptinsel Viti Levu. Nelson (rechts) will Arzt werden und spaeter zurueckkehren, weil es auf Naviti keinerlei medizinische Versorgung gibt. John (2ter von links) moechte alles ueber Maschinen lernen und dann Aussenborder reparieren koennen.

 

Uber Huegel mit Steppengras
zeigt uns John eine Abkuerzung zum Ankerplatz von TRUANT und sieht anschliessend zum ersten mal ein Segelschiff von innen mit den vielen geheimnisvollen Apparaten zum Navigieren. Dann will er schnell wieder an Land und morgen zur Schule.

 

Auf Waya
schliesslich finden wir ein groesseres traditionelles Dorf, dem wir einen formgerechten Besuch abstatten wollen. Bewaffnet mit dem obligatorischen "Sevusevu", einem Strauss Kawawurzeln, bitten wir eine Gruppe Maenner zum Haeuptling vorgelassen zu werden. Tom, so heisst er, findet das Geschenk akzeptabel, heisst uns willkommen und erteilt die Erlaubnis, dass wir uns als seine Gaeste ueberall frei bewegen duerfen.

 

Die Kava-Zeremonie
auf die wir schon geiern, folgt sogleich. In vorschriftsmaessiger Haltung empfangen wir unter einem monotonen Singsang der Maennergruppe die kuehle fast geschmacklose Fluessigkeit in einer halben Kokusnuss-Schale. Ex und hopp, vorher einmal und hinterher dreimal die Haende klatschen nicht vergessen. Da zufaellig jemand den heutigen Geburtstag der Skipperfrau verpetzt, muss diese noch reihum alle Haende schuetteln. 

 

Waya Nordkap
Um das taube Gefuehl der Zunge (vom Kava) wegzukriegen, beschliessen wir einen kleinen Umweg und ueber das noerdliche Inselkap zum Boot zurueckzukehren. Ein unvergesslicher Beschluss. Statt einer Stunde auf direktem Wege werden daraus fuenf ueber flache, steile, trockene und glitschige Riffsaeume.

 

Happy Birthday Marita
Eine der verantwortungsvollsten Aufgaben des Skippers ist es, seine Crew bei Laune zu halten. So muss beispielsweise einem Geburtstagskind an seinem Wiegenfeste statt der Kombuesenarbeit ein ordentliches Kontrastprogramm geboten werden. Dazu ankere man vor einem netten Ressort mit guter Kueche und Bar.

 

Das Octopus Ressort auf Waya
ist ein echter Urlaubstipp (wenn die Anreise nicht so lang waere). Wir waren beeindruckt von der Herzlichkeit des einheimischen Personals, von der Kueche, der gutbestuecken Bar und den fairen Preisen. Kurzfilm

 

Straende ohne Ende
Unvergesslich bleiben die vielen weissen Straende auf den Yasawas, die uns meist allein gehoerten. Und das Beste: keine Kannibalen weit und breit.

 

Maritas Bericht