Hallihallo,

endlich (!), endlich koennen wir fuer ein paar Wochen der Werft von Phuket den Ruecken kehren und unsere Rucksacktour durch SE-Asien nur mit Flugticket nach Phnom Penh in der Tasche antreten. Alles andere wird sich finden. Sind selber gespannt, wo uns die Füße hintragen.

Das Hotel liegt in der wuseligen Altstadt von Phnom Penh mit seinen kleinen engen Gassen. Laut Reisefuehrer wird dieses Hotelchen besonders angepriesen als "sehr sauber" und "angenehm ruhig". Na ja, wir schlafen lieber im Schlafsack, weil das Bett nicht ganz frisch aussieht. Zu meinem Bedauern ist der Fussboden dunkelbraun, da kann ich meine lieben Freunde, die suessen Kakerlaken, nicht gleich ausmachen. Aber Augen zu und durch.

Ein erster Besuch gilt dem Voelkermordmuseum und der Schule S 21, wo wir uns intensiv ueber die Morde und grausigen Folterungen durch das Pol Pot-Regime informieren. Bedrueckend und schrecklich. Die Massengraeber und die Gedenkstätte mit den vielen Schaedeln sind an Grauen nicht zu uebertreffen. Die Schule S 21 liefert den naechsten Schock. Hier wurde gefoltert und es sieht so aus, als waere gerade Mittagspause und die Raeume sind noch "in Betrieb". Das Leid muss unermesslich gewesen sein.

Wir lassen uns auf die Kambodschaner ein und sie erzaehlen uns aus der Zeit. Dabei ueberrascht es uns, wie die Menschen ihr Schicksal wegstecken, wie zukunftsorientiert sie denken, und wie froehlich und stolz sie auf uns zugehen. Sie sprechen von einer besseren Zukunft, von Aufbau und ihren Traeumen. Der Aufbau ist schon in vollem Gange. Alte franzoesische Bauten sind und werden wundervoll restauriert, die Promenade am Mekong, eine Oase mit vielen Baenken, die einlaed zum Verweilen. Koenigspalast, Museen, Tempelanlagen, kleine Strassencafes und Restaurants halten uns Tage in der Stadt fest. Frauen bieten immer wieder eisgekuehlte Getraenke an, die sie in einem Eimer herumschleppen. Kleine Strassenkinder mit Bauchläden voller Reisefuehrer, Landkarten und Armbaendern schwaermen in der Daemmerung aus, um noch ein paar Groschen zur Familienkasse beizusteuern. Nachdem wir unsere Arme schon voller Armbaender haben und nun wirklich nichts mehr brauchen, bieten wir einem schmächtigen Jungen etwas Geld an, das er empoert zurueck weist. Er will verkaufen, aber wir brauchen wirklich nichts mehr und so einigt er sich mit Uli, dass wir ihn zum Essen einladen. Er laesst es sich vom Wirt einpacken und rennt strahlend damit nach Hause. Ab sofort haben wir einen kleinen neuen Freund, der uns noch tagelang zuwinkt. 

Wir wollen weiter und unser naechstes Ziel liegt ca. 250 km noerdlich. Siem Reap mit seinen beruehmten Angkor-Tempelanlagen. Mit einem Klapperbus fahren wir ueber flaches staubiges Land und werden ueberrascht von einer huebschen sauberen Stadt mit einem grossen Verkaufsbasar. Die Tempel befinden sich ausserhalb der Stadt und jeder Besucher erhält einen eigenen Eintrittspass mit Passbild. Uns wird der Pass (trotz langer Schlange) sofort an einem freien Schalter ausgestellt und unser Tuk-Tuk-Fahrer Tim (Moped mit Ladeflaeche) kann es nicht fassen, wie schnell es geht. Das bringt uns ins Gruebeln, denn bei der Einreise ist es uns auch passiert. Wir wurden aus der Schlange an einen leeren Schalter geleitet und bekamen sofort unser Visum, waehrend die anderen Leute ewig warten mussten. Uns faellt auch ein, dass ich immer besonders respektvoll von den Moenchen und Nonnen in Phnom Penh begruesst worden bin und gefragt wurde , wie lange wir schon in Kambodscha leben. Komisch, komisch! .....und dann geht uns ein Licht auf. Uli hat mir vor der Reise mit großzuegigem Schwung fast eine Glatze rasiert und man sieht in mir anscheinend eine heilige Frau (hihi) oder Nonne, oder sowas ähnliches.

Die Besichtigung der verwunschenen Tempelanlagen ist einmalig. Stueck fuer Stueck wurden sie im Urwald freigelegt. Manche Riesenbaeume haben ihre Wurzeln wie Klauen um die Gebaeude gekrallt. In den Waeldern liegen immer noch Minen und man tut gut daran, nicht von den Trampelpfaden abzugehen. Abends vermissen wir unseren Tuk-Tuk-Fahrer und wir fragen Einheimische, ob sie ihn kennen und ihn gesehen haben. Keine Spur, aber die Leute fangen an zu rufen und wie eine Welle schallt es immer weiter: "Tim, Tim, Tim". Verschlafen und unter lautem Geklatsche taucht unser Fahrer aus dem Busch auf. So einfach und lustig geht das hier.

Uns zieht es wieder zurueck nach Phnom Penh. Ausruhen, cafesieren, "alte Freunde" aufsuchen. Aber irgendwie muessen wir ja mal weiterkommen und nehmen ein Boot ins Mekong-Delta. Kurz hinter der vietnamesischen Grenze in Chan Doc uebernachten wir in einem Floatinghotel (Hotelschiff), gehen aber erstmal in die drueckend heisse Stadt, um unseren knurrenden Magen zu befriedigen. Viele Straßen sind mit Marktstaenden gefüllt; die Luft steht unter den Stoffdaechern und es riecht immer wieder sehr speziell. Man ist nicht auf uns Touris eingestellt, nirgends gibt es eine Sitzgelegenheit. Aus zig Lautsprechern an Laternenpfaehlen droehnt eine penetrante Stimme. Etwas abseits am Mekong-Ufer entdecken wir ein Schicki-Micki-Hotel mit feiner Kueche und schlagen zu. Voll wie Max und Moritz krabbeln wir nach diesem guten Essen (wer weiss, wann wir was wieder kriegen!) in unsere Hotelboot-Koje unters Moskitonetz. Um 5 Uhr frueh weckt der Lautsprechermensch. Mir scheint, wir sind in einem beruechtigten Umerziehungslager (gibt oder gab es im Mekong-Delta) gelandet. Wer weiss! Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb die Vietnamesen hier sehr reserviert sind. Nicht unfreundlich, aber auch nicht freundlich. 

Wir besuchen eine Fischfarm, schwimmende Doerfer und schwimmende Maerkte, und haben uns bei einer Familie zum Uebernachten angemeldet. "Homestay" -  ist mal was anderes als ein Hotel. Mit Hindernissen, denn irgendjemand hat uns einfach an einer Strassenkreuzung alleine abgesetzt und irgendjemand anders hat uns dann aufgegabelt und wieder im Nirgendwo abgeladen. Mit kleinem Flussboot sind wir schließlich nachmittags im Dorf "unserer Familie" gelandet und beziehen eine Stelzenhuette aus Stroh ueber dem Wasser. Seit dem Frühstück nichts gegessen fragen wir mit Haenden und Fuessen, wann es etwas gibt. 19 Uhr ist die Antwort - erst die Familie, dann die Gaeste! Also gehen wir nochmal spazieren, in der Hoffnung einen Laden zu finden. Nichts. Die Leute unterwegs beachten uns kaum und so trotten wir bei sengender Hitze zurueck. Unsere "Familie" futtert gerade in großer Runde. Danach dürfen wir unsere Frühlingsröllchen selbst drehen. Soviel zum "Homestay" auf vietnamesisch. 

Am nächsten Morgen lassen wir uns noch einmal durch die Kanäle schippern, besuchen eine Reis- und Nudelfabrik und steigen in einen sogenannten VIP-Bus (rott, die Lehnen haben keinen Halt nach hinten). Weiter geht es mit einem rasenden Busfahrer stundenlang ueber kaputte Strassen nach Saigon. Links und rechts der Strasse Reisfelder mit Graebern drin, Graeber aus dem Vietnamkrieg.

Tatsächlich erreichen wir ohne Unfall die Metropole Ho-Chi-Minh-Stadt, laufen uns die Fuesse rund, besichtigen historische Gebaeude, das Kriegsmuseum und die Maerkte. Im dichten Straßenverkehr lernen wir von den einheimischen Fußgängern, wie man heil über die Straße kommt: nicht zögern, loslaufen und entschlossen nach vorn schauen - wie durch ein Wunder funktioniert das. 

Die naechste Stadt fesselt uns mehr. Hanoi, die Stadt der Opiumhoehlen. Hab aber nur zwei Maenner auf der Strasse rauchen sehen; waere gerne in eine Hoehle gegangen, wenn ich denn eine gefunden haette! Genaechtigt wird (wie soll es auch anders sein) wieder am Puls des Geschehens, in der Altstadt mitten zwischen den tausend Laeden, den schreienden Haendlern, dem Menschengedraenge und den vielen, vielen Mopeds. Gerueche, mal lecker und mal weniger. Die Nordvietnamesen erscheinen relaxter und freundlicher. Tausende Kinder laufen durch die Gegend. Und Kinder, die schon wieder Kinder haben. Diese Menschenexplosion macht Angst. Wir lassen uns tagelang treiben und erkunden neben der schoenen Altstadt auch das franzoesische Viertel und die Aussenbezirke, bis wir total schlapp sind und uns nach ruhigeren Gefilden sehnen.

Vientiane, die Hauptstadt von Laos, ist fuer uns eine solche Oase der Ruhe. Viel weniger Menschen, wenig Autos und eine sehr schoene Stadt mit bewohnten Tempelanlagen. Den Menschen merkt man das ruhige Leben an; sie sind ausgeglichen und immer gut drauf. Auch unsere Tuk-Tuks sind wieder da und steuern uns kreuz und quer durch die Stadt. Mr. Wolfgang aus Berlin, ein Pensionär der 6 Monate im Jahr hier verbringt, gibt uns wertvolle Tipps, was man anschauen sollte und was nicht. 

Naechstes Ziel ist Vang Vienh mit seinen schoenen Karstbergen, ca. 6 Stunden Fahrt. Wir versuchen endlich einen richtigen und bequemen VIP-Bus fuer die Weiterreise zu buchen. Diesmal im Touristencenter. Muss doch mal klappen!!! Abgeholt werden wir von einem Tuk-Tuk, auf dem bereits mindestens schon 10 Menschen hocken. Man stopft uns noch mit rein; ist ja nur der Zubringer zum Bus. Und wieder sind wir reingefallen! Der VIP-Bus entpuppt sich erneut als alte Schleuder. Aber was will man machen? Wir wollen ja so reisen, das ist dann die Quittung. 

Durchgeschuettelt wie von einem Cocktailshaker nimmt uns Vang Vieng in Empfang. Ein Ort, wie im wilden Westen. Rott mit vielen billigen Kneipen und Bars, in denen die Backpacker zu Hauf rumliegen und auf die Nacht warten. Soll so eine Art Party-Dorf sein. Die umliegende Landschaft mit den Karstberge ist allerdings wunderschön. Gewieft wie wir inzwischen sind, buchen wir für die Weiterfahrt nach Luang Prabang diesmal zwei Plaetze in einem dieser schoenen Mini-Vans, denn endlich wollen wir doch mal komfortabel reisen. Wieder nix! Vom Hotel holt uns diesmal ein Bus (einer vom Schrottplatz) mit zerfledderten Sitzen (teilweise ohne Polsterung - nur Eisengestell) ab. Na prima, aber wir werden ja noch umgeladen in ein Traum von Auto mit 10 Personen. Der Traum wird zum Albtraum. 12 Personen werden reingestopft (2 auf Notsitze), die Klima-Anlage funktioniert nicht (also Fenster auf und Durchzug) und der Fahrer hat einen Knall und faehrt als wenn der Teufel hinter ihm her ist. Wir klammern uns an den Griffen fest und hoffen heil Luang Prabang zu erreichen. Rechts und links an der Landstrasse 13 elendig armselige Hütten. Oben im Gebirge wachen alle paar Kilometer Soldaten mit Gewehren. Sie passen auf, dass unser "schoenes Auto" nicht ueberfallen wird. Die Strasse ist dafuer beruechtigt.

Unsere Laune ist nicht beschaedigt, aber mit dickem Kopf, Festklammermuskelschmerzen und traenenden Augen kommen wir tatsaechlich heil vor der Stadt an und muessen wieder umsteigen in ein Tuk-Tuk. Und dann passiert das, was uns Mr. Wolfgang aus Vientiane prophezeit hatte. Hier wird gerade Neujahr (3 Tage lang) gefeiert und das heisst mit Wasser begossen zu werden, um die alten Suenden abzuwaschen!  Schuesselweise, aus dem Schlauch und aus der Wasserpistole. Mal vom Strassenrand ins Tuk-Tuk rein und mal vom uns verfolgenden Pick-Up aus einer Regentonne. Da bleibt kein Hemd und kein Auge trocken und unsere vielen Suenden sind sprichwoertlich alle baden gegangen. Nass und runtergekommen stehen wir in einem Gaestehaus und warten auf den Besitzer, der erst mal seinen Schlauch ausdrehen muss. Natuerlich bekommen nasse Gaeste ein Zimmer von ihm. Da bald Regenzeit ist, sind wir die einzigen fremden Bewohner und haben den wunderschoenen gruenen Innenhof fast fuer uns alleine. Paradiesisch! Die "wasserlosen" Stunden morgens und spät abends nutzen wir zur Eroberung dieser bemerkenswert schoenen Stadt. Festzuege bringen einen uralten Buddha auf einem gueldenen Wagen zum Waschen durch die Stadt an einen von Moenchen und Sicherheitspersonal streng bewachten Platz. An der Neujahrswaschung nimmt die ganze Bevoelkerung teil. Sie bringt in goldenen Schalen Wasser mit duftenen Blumen zu den Moenchen, die es ueber "Seine Heiligkeit" giessen und unten wieder aufsammeln. Das so entstandene Heilige Wasser nehmen die Glaeubigen mit nach Hause und segnen damit die Familie. Auch Uli und ich gehoeren nun mit zu den Gesegneten, denn Opa (der Vater unseres Wirtes) hat uns murmelnd auch was über den Scheitel geträufelt. 

Dann die Kroenung, ein Besuch in einem Elefantencamp. Endlich Elefanten sehen, mein sehnsuechtigster Wunsch. Auf dem Ruecken von Kandy, einer 32 Jahre alten Elefantendame, ueberqueren wir gemaechlich einen Seitenfluss des Mekongs und stapfen durch dichten Dschungel. Hunderte von Schmetterlingen begleiten uns. Unser Mahout (Elefantenführer) laesst Uli irgendwann alleine mit mir reiten. Einfach toll. Ich habe meine nackten Fuesse auf Kandy´s Ruecken und spuere jeden vorsichtigen Schritt dieses grossen sanften Tieres. Nach dem Absitzen traue ich mich sogar, Bananen und Ananas in diesen grossen Kopf zu stecken. Ich, die ich Angst vor einem grossen Pferdekopf habe. Sogar nachgeschoben habe ich die Bananen und meine Hand war ganz im Mund. Aber der Augenaufschlag von Kandy hat mich verzaubert. Es sind kluge und ganz sensible und treue Tiere.  Er (oder sie) mag mich und ich komme wieder meine Liebe! Wie sagt man, ein Elefant vergisst nie.

Eine schoene Woche geht zu Ende und ohne wenn und aber wird diesmal ein Flug nach Chiang Mai im Hochland von Thailand gebucht. Keinen VIP-Bus mehr, keinen Mini-Van. (Anm: gute Busse gibts offensichtlich nur für Reisegesellschaften).

Dass wir wieder in Thailand sind, erkennt man als erstes an den Bars mit den vielen leichten Maedchen und den "alten weissen Maennern". Ansonsten ist es hier anders als im Süden in Phuket. Die Thais sind aufgeschlossener und die Stadt Chiang Mai ist sehr interessant und schoen.  Irgendwie ist die Luft bei uns raus nach einem Monat auf Achse bei immer knapp 40 Grad Hitze. Wir vergnuegen uns also noch ein wenig in Chiang Mai, in seiner wunderbaren Altstadt. Ob wir uns noch Bangkok anschauen, haengt von der Flugverbindung ab. Nein, es gibt einen Direktflug Chiang Mai - Phuket. Also ab nach Hause zu Truant. Sie steht noch so da, wie wir sie verlassen haben. Nichts ist getan worden. Wir weg - Arbeiter weg! So ist das nun mal in Asien!

Liebe Gruesse, macht´s gut!