Ihr Lieben,

endlich haben wir Thailand verlassen und machen eine rasante Fahrt ueber 1.100 nm nach Sri Lanka, Einklarierungsort und einziger "Yachthafen" Galle. Den Yachthafen mit 
drei Segelbooten koennen wir nicht als solchen identifizieren. Keine Stege, nur ein wackeliger blauer Schwimmponton wie aus Legosteinen. Alles rott. Der Weg zu den 
Duschen ist bei sengender Hitze sehr weit, ca. 1 km. Die Einklarierung dauert Stunden und alle Beamten wollen Alkohol und Zigaretten. Haben wir (versteckt) alles nicht! In 
Sri Lanka braucht man zum Einchecken einen Agenten, den wir in Dollars loehnen müssen, der aber nichts fuer uns tut. Kein schoener Empfang!

Beim ersten Spaziergang ausserhalb des militärisch gesicherten Hafengelaendes kommen wir gleich in Kontakt mit Einheimischen. Soviel Freundlichkeit haben wir nicht 
erwartet. Mit dem Tuktuk geht es kreuz und quer durch die Stadt und Marlan und Batu zeigen uns, wo wir alles bekommen, was wir brauchen. Beim Abschied erfolgt eine 
Einladung zum Essen.

Bepackt mit Geschenken machen wir uns am naechsten Tag auf. Das Zuhause von Marlan lässt uns erstarren. Es ist eine Ruine ohne Fenster und total verschimmelt. Der 
Tsunami 2004 hat auch hier gewuetet und seine Spuren sind immer noch gegenwärtig. Viele Menschen mussten ihr Leben lassen, auch zwei Familienmitglieder von Marlan. 
Geld zum Renovieren ist keines da, aber die Gastfreundschaft wird gross geschrieben. Marlans Frau hat fuer uns alle (8 Personen) ein leckeres Essen gezaubert. Dabei 
lernen wir auch die vier Kinder der Familie im Alter von 7bis 21 Jahren kennen.

Eine Woche sind wir nun hier und haben die Hilfsbereitschaft und sanfte Freundlichkeit vieler Singhalesen erfahren. Unsere Tochter kommt zu Besuch und alle wollen sie 
kennenlernen und wissen, was sie vor hat. Wir machen eine Reise durch Sri Lanka, diesem Traumland mit seinen Teeplantagen, Zimtbaeumen, Reisterrassen und seinem 
Dschungel. Ein Land, alles so schoen angeordnet wie bei einer Miniatureisenbahn. Ich moechte aber ein wenig ueber die Erlebnisse mit den Menschen berichten.

Unser sehr sicherer Fahrer Tissa kutschiert uns souveraen durch den brodelnden Verkehr. Immer wieder sind Rinder oder Hunde auf der Fahrbahn, die sich traege 
wegbewegen oder einfach liegen oder stehen bleiben. Tissa bremst dann ab und faehrt Slalom. Keine Aufregung deswegen. Fuer uns merkwuerdig, wir haetten gehupt und 
sie weg gejagd. Sowas kommt fuer einen Buddhisten natuerlich nicht in Frage, denn es koennte ja die Reinkarnation der eigenen Oma sein. Alle Menschen und auch die 
Tiere werden geachtet und mit durchgefuettert. Das ist auch der Grund, weshalb der chaotische Strassenverkehr ueberhaupt funktioniert. Keiner beharrt auf sein Recht, jeder 
ist ruecksichtsvoll - bis auf die Busfahrer, aber das weiss jeder und laesst sie durch.

Mit Freuden laesst man uns an einem Hindu-Gottesdienst teilhaben. Wir sind die einzigen Weissen und werden so geschoben, dass wir auch ja alles sehen. Sie sind stolz 
auf ihre Zeremonien. Im Norden des Landes hat der Tourismus wegen der langen Unruhen noch nicht Einzug gehalten hat. Auf der Strecke gibt es keine Einkehrmoeglichkeiten mit Toiletten. Aber wir haben Hochdruck und die "Gruene Toilette" im Dschungel kommt fuer unsere Begleiter nicht infrage. Es koennte ja sein, dass wir von einer Schlange angefallen werden. Kurzerhand haelt Tissa vor einem kleinen Minilebensmittelladen, fragt ob sie uns einen Tee zubereiten koennen und ob wir auf´s Klo der Familie duerfen. Gestaerkt und erleichtert verabschieden wir uns und bekommen jeder als Geschenk eine Buddha-Baum-Blüte ueberreicht.

Auf solch eine Art loesen wir noch oefter unser Kloproblem - bis dann mal kein kleiner Laden da ist und unser Fahrer schliesslich vor einem guten Hotel haelt und unser 
Anliegen vorbringt. Null Problemo! Man stellt uns ein Zimmer mit Bad zur Verfuegung und einer nach dem anderen erledigt sein Geschaeft. Man wuenscht uns eine gute 
Reise, danke, winken und das war's. Waere bei uns ein Unding.

Nach einem Abschiedsessen bei Malan muss unsere Tochter leider nach 14 Tagen wieder zurück nach D. Wir bringen sie zum Flughafen nach Colombo. Zurueck in Galle 
an der Hafenwache wollen die ersten wissen, ob sie denn gut weggekommen ist. Noch Tage geht es so weiter und alle jungen Maenner hier im Militaergebiet wollen wissen, 
wo sie denn ist und die, die schon mehr wissen fragen, ob sie gut angekommen ist. Einfach schoen, soviel Anteilnahme und Mitmenschlichkeit zu spueren. Ist irgendwie in 
vielen Laendern abhanden gekommen.

Jetzt ist es Zeit zu ruesten fuer die Weiterfahrt. Unser Visum laeuft aus. Mal sehen, was uns die Malediven zu bieten haben.

Aus einem der schoensten Flecken der Erde ganz liebe Gruesse