Surinam
Surinam - ehemaliges Holländisch-Guyana
hat 450.000 Einwohner, die Hälfte davon lebt in der Hauptstadt
Paramaribo, am Surinam River. Staatsgründung 1975, Bürgerkrieg
bis 1992, dann "parlamentarische Demokratie" unter einem allmächtigen
Staatspräsidenten. Amtssprache immer noch holländisch. Tropisches
Klima auch an den Küstenstrichen trotz Passatwind, wird durch kühles
Heinecken etwas erträglicher.
Unser Basislager in Paramaribo
haben wir hier aufgeschlagen: rechts Internetcafe, in dem die Weihnachtspost
beantwortet wird. Links der schattige Biergarten und oben die VIP-Terrasse
mit Silvesterparty eine Woche später.
Unermüdlich lautstark
feiern die Paramariben den Jahreswechsel 2 Wochen lang mit Trommeln, nächtlichen
Dauer-Feuerwerken und tagsüber mit endlos
langen Knallfroschbändern Kaliber 2 cm. So werden
die Steuern, die hier niemand zahlt, also einfach selbst verpulvert.
Vorgeschichten
An den Ursprung der ersten Ansiedelung durch Indianer vor 3000 Jahren
soll dieser Palmenhain und einziger Park der Hauptstadt erinnern. 1498
entdeckte Kolumbus diese Küste Südamerikas (Terra Firma). Nach
den Spaniern kamen die Holländer und Engländer, letztere tauschten
das schwererschließbare Land wiederum zurück an die Holländer und
erhielten dafür Neu-Amsterdam in Nordamerika (New York).
Preiswert und sicher
Auch wenn es vor 200 Jahren während der englischen Besatzung
vermutlich noch nicht so viele Autos gab, so hat sich doch
bis heute der Linksverkehr erhalten. Taxi fahren ist in diesem Gewühl erst mal sicherer und kostet etwa
10 Euro die Stunde; der Fahrer wartet geduldig bei den Einkaufsstopps.
Paramaribo Stadtzentrum
Die Holzhäuser im holländischen Kolonialstil, mehrfach abgebrannt
und original wieder aufgebaut, sehen sehr hübsch aus. Ein friedlich
erscheinendes Bild und kaum vorstellbar, dass hier vor 12 Jahren noch Bürgerkrieg
herrschte.
Erinnerung an dunklere Zeiten
sind noch die vergitterten Läden und die vielen Security-Dienste.
Wir empfinden hier die Menschen als fleißig, sehr freundlich und
hilfsbereit.
Der Präsidentenpalast
ist nach unserer Einschätzung volumenmäßig etwa 8 mal
größer als das unscheinbare Gebäude der Nationalversammlung.
Regierungsmitglieder, die etwa die Korruption im Lande kritisieren oder
den Verbleib ausländischer Fördergelder hinterfragen, werden
vom Präsidenten auf der Stelle fristlos entlassen.
Der Regierungsbezirk
Von oben links in Leserichtung: Justiz- und Polizeiministerium auf
solidem Fundament; verschlafenes Innenministerium; baufälliges Finanzministerium;
wertfreies Ministerium für Bodenschätze. Nach aktueller Weltstatistik
steht Surinam bei den Bodenschätzen an 7. Stelle mit reichen Vorkommen
an Bauxit (wird von Kanada ausgebeutet; 5% Gewinn geht an Surinam), unerschlossenen
Erdöl-, Gold- und Silbervorkommen.
Ohne Worte: die komplette stolze Fischereiflotte Surinams
Seltene Eintracht
zwischen Hindus, Juden, Christen und Muslimen, die
in unmittelbarer Nachbarschaft friedlich miteinander klarkommen. Ob diese
religiösen Vereine nun auf Seiten der Armen oder der korrupten Politiker
stehen, bleibt unerfindlich.
Paramaribo Außenbezirke
So wohnen wie bei Pippi Langstrumpf die Menschen ausserhalb des Zentrums,
wobei geteerte Straßen schon zum gehobenen Luxus gehören. Der
Lohn für einen ausgebildeten Handwerker liegt bei 50 Surinam-Dollar
(etwa 15 Euro) pro Tag; die Inflation ist hoch, entsprechend erscheint
nur uns alles sehr preiswert.
Zeit ist der gemeinsame Reichtum
Alles geht sehr langsam und gemütlich. Niemand drängelt im
Geschäft oder an der Haltestelle. Für die übliche Anmeldung
bei Hafenpolizei, Immigration und Zoll brauchen wir allerdings 2 volle
Tage; ebenso 2 Tage kreuz und quer durch die Stadt, bis ein Geburtstagspaket
an unseren Sohn ordnungsgemäß abgegeben ist.
Nasse Füße
Wir wollen etwas vom Landesinneren kennenlernen und das geht nur mit
löchrigen aber PS-starken Kanus (Pirogen). Hier am östlichen Grenzfluss Marowinje
River; im Hintergrund das Ufer von Französisch Guyana.
Ein Buschnegerdorf
Die Einwohner sind Nachkommen der im 18ten Jahrhundert ins Landesinnere
geflohenen schwarzen Sklaven. Sie machen ca. 10% der Bevölkerung aus.
Brutale Kolonialherren
verfolgten die Geflohenen bis in die entlegensten Dörfer, hohe
Kopfprämien (für den Kopf) wurden gezahlt und bis heute mögen
diese Menschen nicht wieder in die Städte ziehen. Traditionen wie
Vodookult sind noch lebendig. Die Untoten anderer Religionen sind da wohl keine
ernste Alternative.
Ein Indianerdorf
45 km flussaufwärts. Die karibischen Ureinwohner - die berüchtigten
besonders wilden, starken, hübschen und klugen Kariben mit gelegentlichen
kanibalistischen Entgleisungen (lt. Humboldt) - machen in Surinam nur noch
2% der Bevölkerung aus.
Die Ströme Surinams
sind weit ins Innenland schiffbar, unterbrochen von sog. Tragstellen,
an denen die Pirogen über Untiefen oder Stromschnellen getragen werden
müssen.
Ein Mischlingscamp in Franz. Guyana
Die hier lebenden Kreolen sind Abkömmlinge von Europäern
und afrikanischen Sklaven. Der kleine Grenzverkehr über den Fluss
zwischen Surinam und Französisch Guyana ist unproblematisch.
Einsame Paradiese, nur über den Fluss mit der Aussenwelt verbunden.
Gelegentlich rätselhafte Entwicklungs-Beiträge der Zivilisation wie hier
die Betontreppe. EU-gefördert?
Stilleben am Strom
Rubrik: Flora und Fauna
Da die pusierlichen Tierchen immer so süß sind, kommt die
Flora mal wieder zu kurz. Von oben links in Leserichtung: gefräßiger
Piranha, glitschender Ibis, verwunschener Prinz Höhe 14 cm, um milde
Gabe bittender Vorläufer des Homo Sapiens.
Abschied von Surinam
Wir verlassen ein Land der Widersprüche, nicht ganz ordnungsgemäß
und mit blindem Passagier. Der Pförtner der Militärpolizei meinte,
wir könnten erst 3 Tage später ausklarieren und auslaufen, weil
schon alle im verlängerten Wochenende seien. Womit er irrte. Und als
der Kuhreiher uns am zweiten Tag auf See bis in die Toilette folgt, schmeissen
wir ihn gnadenlos von Bord.
Von Terra Firma zu den Westindies
Das lehmig gelbe Wasser wechselt in Grün und dann in dunkles Blau,
ein letzter Regenbogen und dann begrüßt uns wieder die gleichmäßige
Atlantikdünung. Die Tabakvorräte gehen auch zu Ende, auf nach
Tobago!