Galapagos



 

Verwunschene Inseln auf dem Aequator
Haeufig drehende schwache Winde (Bild links), Nebel und kraeftige Stroemung machten es den Seefahrern frueher nicht leicht, die Galapagos Inseln zu treffen. Wer Pech hatte, schlidderte vorbei und fand sich bestenfalls Wochen oder Monate spaeter auf einer Suedseeinsel wieder. Und dann ist da noch der Aequator, wo bei Fruehlingsbeginn die Sonne senkrecht auf's Haupt brennt und die Menschen deshalb bei der Aequatortaufe kurz vor Galapagos selbst nachts um 3.15 Uhr merkwuerdige Sachen machen (Bild rechts Neptun mit Meerjungfrau).

 

Im Duett
startet TRUANT 2 mit der schweizer LOMA (im Bild) die 837 Meilen lange Strecke von San Jose/Perlas zu den Galapagos Inseln. Die kleine Wettfahrt und die lustigen Funkgespraeche lassen keine Langeweile aufkommen. Und man kann sich gegenseitig fotografieren und notfalls elementare Hilfestellung leisten. Zum Beispiel mit....

 

Bitte ein Bier
Hier wechselt am 5. Tag auf See unter vollen Segeln das kuehle Nass von deutschem zu schweizer Hoheitsgebiet, ganz ohne Zollformalitaeten. Merci vielmals. Im Gegenzug erhaelt TRUANT spaeter von LOMA eine viel wertvollere Ladung Pfeifentabak, eingeflogen und eingeschmuggelt auf Galapagos von der schweizer Familie.

 

Landfall
nach 8 Seetagen in der Hobbs Bay an der Nordostspitze San Cristobals. Eigentlich darf man vor dieser entlegenen Bucht nicht ankern, aber solange wir nicht an Land gehen, wird sich niemand aufregen. Zwei Tage und Naechte ist wunderbare Ruhe vor Anker und wachfreier Nachtschlaf kann nachgeholt werden.

 

"Habt ihr Pescados?" 
Die Ruhestoerung ist willkommen. Klar haben sie welche und sie freuen sich ueber die Kaffeepackung genau so wie wir uns im Tausch ueber den dicken Fisch. Der bietet 2 Tage lang fuer 4 Personen ein stattliches Mahl. Der Wein kommt aus der gekuehlten Bilge. Das Wasser hat hier infolge des Humboldtstroms nur um die 22 Grad.

Maritas Bericht zur Ueberfahrt Perlas - Galapagos

 

Die Pfaffen wuenschten ihn zum Teufel
Charles Darwin besuchte Galapagos 1835 fuer nur 5 Wochen und erklaerte stracks die biblische Schoepfungsgeschichte fuer Humbug - sehr zum Entsetzen der Kleriker, die seither um ihr einträgliches Geschäftsmodell bangen. 100 Jahre spaeter (nach dem Abschlachten fast aller 200.000 Riesenschildkroeten durch Walfaenger zwischen 1810 und 1840 und anschliessender Verwendung als Strafkolonnie) wurde der Archipel unter Naturschutz gestellt und Equador spannt seitdem den guten Ketzer Charles erfolgreich vor seine Tourismus-Werbung.

 

Sie kennen keine Feinde
Noch nicht. Seit der Entdeckung des Archipels durch Inkas, Walfänger und Piraten war die Zeitspanne offensichtlich zu kurz fuer die Tierwelt, um die wahre Natur des Menschen kennen zu lernen, vermutete Darwin. Die Zutraulichkeit ist wirklich verblueffend. Wir muessen aufpassen, wo wir hintreten und unser Beiboot vor der Erstuermung an Deck retten. Selbst die gemeinen Fliegen lassen sich ohne Scheu erschlagen.  Im Bild Seeloewen, Pelikane und Pinguine direkt an den Ankerplaetzen verschiedener Inseln.

 

San Cristobal / Puerto Moreno
verwoehnt uns mit entbehrten Steaks, Eiscreme, Cocktails und Internet. Nahrungsmittel und Treibstoff sind billig. Bei den Gebuehren fuer Einklarierung, Segelerlaubnis fuer mehrere Inseln und Naturpark-Zutritte gibt es keine festen Regeln. Jeder Beamte wuerfelt individuell. Listige Agenten wie der TransOcean-Stuetzpunktleiter Jonny Romero dort bieten sich an, sind aber ueberfluessig und kassieren schon mal ohne Gegenleistung. Abgesehen von diesen Gaunern, die keine gute Werbung fuer Galapagos (und TransOcean) sind, treffen wir viele nette Menschen.

 

Rundblick
Von oben links in Leserichtung: die wenigen verbliebenen grossen Landschildkroeten werden nur noch in Gehegen gehalten und durchgefuettert; die Land-Leguane sind kleiner als in den Urlaubsprospekten versprochen; die Blaufusstoelpel stuerzen beim Fischefangen noch todesmutiger in die Fluten als Pelikane; Weissspitzenhai ca. 3m lang unter dem Boot. 

 

Missglueckter Antrag
In den spannenden Buechern der Weltumsegler Heide und Erich Wilts heisst es, Seeloewen wuerden nach tiefgruendigem Blickwechsel der Ausgewaehlten zur Verlobung einen kleinen Stein vor die Fuesse rollen. Auch nach laengerer Sitzung geschah nichts dergleichen. Moeglicher Grund fuer das Scheitern dieses Versuchs koennten die zu grossen Steine gewesen sein. Der Skipper ist erleichtert.

Maritas Bericht ueber erste Eindruecke auf San Cristobal

 

Floreana (oder Isla Santa Maria)
war nach San Cristobal das Ziel des naechsten Segelschlages. Wenige Besucher kommen auf diese suedlich abseits gelegenere Insel. TRUANT liegt vor Anker in der Black Beach Bay in Hoehe der einzigen kleinen Siedlung. Das Anlanden mit dem Beiboot verlaeuft infolge des Schwells am schwarzen Strand meist nass.

 

Post Office Bay
Hier an der Nordspitze Floreanas steht seit ueber 100 Jahren ein beliebtes Wahrzeichen fuer alle vorbeikommenden Seefahrer: die beruehmte auf Seekarten verzeichnete Posttonne. Man wirft seine Post hinein und holt die heraus, die fuer den eigenen naechsten Zielort bestimmt ist. (Nachtrag: unsere Postkarte mit huebschem Stempel "Barrel Post" kam 3 Monate später in D an.)

 

Einsame Straende
an der Nordkueste Floreanas laden ein zum Schnorcheln oder Spielen mit den Seeloewen und Robben. Nur gelegentlich kommen Tagesgaeste mit dem Motorboot aus Santa Cruz. Im Bild ein vorbeiziehender Schwarm Adlerrochen.

 

Paradies mit Hindernissen
Das karge vulkanische Land ist mit kleinwuechsigen Baeumen, Bueschen und Kakteen ueberzogen, die waehrend der Trockenzeit ein halbes Jahr ohne Wasser auskommen. Auf der Insel gibt es nur eine einzige kleine Suesswasserquelle. Im Bildvordergrund eine Salzlagune mit Flamingos. Ansiedlungsversuche auf Floreana waren bis etwa 1930 immer wieder gescheitert.

 

Sie haben durchgehalten
Heinz und Margret Wittmer kamen 1932 mit ein paar Koffern aus Koelln. Sie machten Schlagzeilen in der Weltpresse, weil es dort im scheinbaren Paradies mit anderen kurz vorher und nachher eingetroffenen deutschen Siedlern zu Streitigkeiten mit Mord- und Totschlagverdacht kam. Margret Wittmer hat darueber ein spannendes Buch geschrieben: "Postlagernd Floreana".

 

Eine ruehrige Legende
Die Wittmers 1933 mit Sohn Harry, der spaeter ertrank, und Klein-Rolf, der 6 Monate nach Ankunft auf Floreana geboren wurde. Bis zur ersten Holzhuette wohnten sie in aufgelassenen Piratenhoehlen. Mit unvorstellbarem Fleiss und Biss rangen sie dem Vulkanboden fruchtbare Erde ab, ihre weitverstreuten Plantagen wuchsen und dem ersten Steinhaus folgten mit Hilfe der Kinder und Enkel weitere Anbauten fuer stets willkommene Gaeste. Zu letzteren gehoerten, wie die angesammelten Gaestebuecher belegen, Thor Heyerdahl und viele bekannte Weltumsegler (rechts unten Eric Hiscock 1960).

 

Sie machen weiter
Vater Heinz starb 1963, Mutter Margret 2000. Sohn Rolf (links) hat frueher guten Fischfang an's Festland Equador verkauft und betreibt heute einige Motoryachten fuer Kreuzfahrten zwischen den Inseln (Tip Top Fleet). Tochter Inge, mitte, feiert 2007 ihren 70. Geburtstag und die quirlige Enkelin Erika (rechts) ist noch zu haben. Die drei und ihre Familiengeschichte haben uns schwer beeindruckt. Hut ab!

Maritas Bericht ueber Floreana

 

Isla Isabela
ist unsere letzte Station auf dem Galapagos Archipel. Sie ist die groesste Insel, aber touristisch noch im Abseits. Der Flughafenausbau macht Fortschritte und die Buergersteige sind, mit den 100 $ Parkgebuehren je Besucher finanziert, schon fertig. Huebsche einfache Restaurants und kleine gastfreundliche Pensionen gibt es in Villamil.

 

Ritt ueber den Vulkan
gehoert zum zwingenden Erlebnis auf dieser Insel. Von den 5 grossen Vulkanen sind zwei noch sehr aktiv. Im Bild der zweitgroesste aktive Krater der Welt, Sierra Negra,  mit 10 Kilometer Durchmesser. 

 

Bedenkliche Schlunde
Der Spaziergang von einem rauchenden Schlot zum naechsten in unterschiedlichsten Farben bleibt unvergessen. Alle 5 bis 7 Jahre spucken sie richtig los und die Ausbrueche sind bis Floreana und Santa Cruz sichtbar.

 

Zwischen den Ausbruechen siedeln sich an den Innenwaenden der Schlote immer wieder neue schwefelhungrige Farne an.

 

Truegerisches Stilleben: Erstarrter Lavabach

 

Traeumen erlaubt
Warum Stuerme und Flauten, notorisch schwankenden Boden und unruhige Naechte vor Anker, wenn es doch viel angenehmer ginge, z.B. hier in Villamil? Eingedenk der nahen Vulkane und dass es noch so viel zu sehen gibt auf dieser schoenen Erde bereiten wir uns und TRUANT nach 35 Tagen Aufenthalt auf den verwunschenen Inseln (genau so lange wie seinerzeit Darwin) lieber auf die Weiterfahrt vor.

Maritas Bericht ueber Isla Isabela

 

Unvermeidlich
An welchem Wochentag die Götter die Arbeit erschufen, ist nicht genau ueberliefert. Aber dass sie auch an Bord sein muss, insbesondere wenn wieder eine laengere Fahrt ansteht, nehmen Landratten nur unglaeubig zur Kenntnis. So beduerfen auch die sensible Windsteuerung und ihr Servoruder intensiver Zuwendung und muessen von laestigem Algenbewuchs und bremsenden Muscheln befreit werden. Das frische Antifouling am Unterwasserschiff schuetzt noch gut dagegen, aber der Wasserpass hat lange Seegras-Bartfusseln.

 

Mast- und Schotbruch
wuenscht uns dieser lustige Fischersohn fuer die 3000 Meilen lange Ueberfahrt in die Suedsee. Wir werden berichten.