Südafrika (2)
Richards Bay nach East London
Mit Tränchen in den Augen gelingt nach mehreren vergeblichen Versuchen
schliesslich der Abschied von unseren beiden liebgewonnenen Familien. Von
Richards Bay nach Durban (oben links) ist es nur ein Katzensprung über Nacht,
aber für die folgenden 260 nm nach East London (oben rechts) heisst es genau ein
Wetterfenster zwischen den SW-Winden zu erwischen. Andere Segler warten schon
genervt seit 2 oder 3 Wochen in Durban. Wir wagen es nach 2 Tagen und wettern
auf halber Strecke einen Südwester bei niedriger Welle nahe der Küste 12
Stunden ab (unten).
Port Elizabeth Marina
Aus einer geplanten Woche in "PE" werden dreieinhalb. Die Propeller eines
losgerissenen Motorboots zerkratzen nachts TRUANTs neu gepönte Seite bis auf
den Stahl. Der ortsansässige (griechische) Eigner will nicht haften, das
Marina-Management ist freundlich aber scheinbar machtlos. Müssen die 14.000
Rand für die Reparatur wohl als Wegezoll verbuchen.
Sun City an der Wild Coast
wird Port Elizabeth auch genannt. Während Durban und East London einen ziemlich
heruntergekommenen Eindruck hinterlassen, gefällt uns diese Stadt
und ihr sonniges Klima. "Very British" die Innenstadt mit alten
Kolonialbauten, Parks und sauberen Stränden. Der nahe Leuchtturm markiert den
südöstlichsten Zipfel des afrikanischen Kontinents: Kap Recife.
Die Garden Route
erkunden wir mit dem Mietauto bis nach Knysna (unten), einer wunderschönen
kleinen Lagunenstadt. Unterwegs eine adrenalinträchtige Touristen-Attraktion,
TRUANTs Skipper ist froh, dass ihm der 200 m tiefe Bungee-Sprung von einer
Autobahnbrücke leider von der Crew untersagt wird.
Die Wein Route
schliesst sich weiter westlich bis nahe Kapstadt an. Hier wachsen auf zahllosen
hübschen Weingütern die nach unserem Geschmack weltweit edelsten Trauben.
Kap Agulhas
TRUANT schippert weiter an Mosselbay vorbei (der Wind passt) und in weitem Bogen
um Afrikas südlichstes Kap Agulhas herum. Schlagartig werden Luft und Wasser um
mehr als 10 Grad kühler. Seehunde begrüssen uns winkend. Wir haben den
Indischen Ozean verlassen und sind im Südatlantik angekommen! Die TRUANT Crew
ist glücklich und etwas erschöpft.
Kap der Guten Hoffnung
Die etwas nordwestlicher gelegene berühmte Landmarke (oben links) wird am
nächsten Tag bei Sonnenuntergang gerundet. In der folgenden Morgendämmerung
erwacht gerade Kapstadt. Nachts mussten wir dick eingepackt mit Hand steuern,
unser wichtiger dritter Mann (der Autopilot) hatte den Dienst verweigert.
Vielleicht irritierte ihn die hohe Kompass-Missweisung in diesen Breiten von 24 Grad
West gegenüber den geografischen Erdpolen?
Kapstadt
Zur Belohnung darf TRUANT in die edle Marina der Victoria & Alfred
Waterfront, direkt im Herzen der Stadt. Den Tafelberg im Nacken (oben rechts im
Hintergrund) und bärtige Wegelagerer vor der Tür (rechts unten), stürzen wir
uns auf die frischen warmen Brötchen der "Royal Bavarian Bakery".
Land mit drei Hauptstädten
Kapstadt ist die politische Hauptstadt mit Sitz des Parlaments, Pretoria die
Verwaltungshauptstadt mit Präsidentensitz und Bloemfontein juristische
Hauptstadt mit Oberstem Gericht. Neben Afrikaans und Englisch gibt es
weitere neun offizielle Stammessprachen. Kein Wunder, dass unsere
Visa-Verlängerung 3 Monate auf sich warten liess.
Langer Prozess bis zum zerbrechlichen Frieden
Nachdem Heinrich der Seefahrer Ende des 15.Jh. seine kühnsten Navigatoren um das Kap geschickt
hatte, begannen nachfolgende Kolonialmächte sich wie üblich mit blutigem Kreuz und
Kanonen breit zu machen (oben Festung der Guten Hoffnung). Erst vor 20 Jahren
gelang durch zwei versöhnliche Männer Mandela und de Klerk die Überwindung
der Rassentrennung. Südafrika ist stolz auf seine 4 Friedens-Nobelpreisträger
(unten rechts) und besonders auf Nelson Mandela, aber hält der Friede nach dem Tod
des Volkshelden?
Kapstadt CBD
Im Central Business District stehen moderne Hochhäuser neben prunkvollen
Kolonialbauten, zahllose Baukräne zeugen von guten Geschäften.
V&A Waterfront
Das hier, nur 5 Minuten von unserem Liegeplatz entfernt, ist nicht Afrika. Aber
ein genial gelungenes Konzept für touristische Gastronomie und Unterhaltung.
Uns gefällt es und überhaupt ist Kapstadt für uns eine der vielseitigsten und
schönsten Städte der Welt. Urlaubstipp!
Beim täglichen Sundowner am inzwischen reservierten Stammplatz mit Tanz und Trommeln lassen wir die Urlauberströme an uns vorbeiziehen.
Two Oceans Aquarium
Satte Tigerhaie, schwarmgebeutelte Taucher, kecke Pinguine, graziöse
Seepferdchen und vieles mehr aus den warmen und kalten Ozeanen beiderseits
Südafrikas. Sehenswert.
Tafelberg
Toller Ausblick 1080 m hoch über der Stadt (oben) und Sicht auf Camps Bay links
und Muizenberg rechts unten.
Schatten der Apartheid
Gleich hinter den Hügeln, besonders auffällig vom
landenden Flieger, liegen "Homelands", die typischen
Zwangsaussiedlungsgebiete für Schwarze und Farbige im ganzen Land während der
Apartheid. Hier in der Western Cape Provinz bemüht man sich, die erbärmlichen
Hütten gegen solide Bauten zu ersetzen.
Alte und neue Freunde
Oben links: mit Carol und Ross in einer urigen Eckkneipe in Port Elizabeth
Oben rechts: freudiges Treffen mit Bettina und Gero aus Lübeck in Knysna
Unten links: herzliches Wiedersehen mit Betsie und Nardus aus Richards Bay in
Kapstadt
Unten rechts: mit Francois, Jeff und Jean-Pierre nach bestandenem Autopilot-Test
Auf nach Namibia
Eigentlich waren wir vor 3 Wochen schon einmal gestartet, mussten nach ein paar
Stunden aber umkehren, weil der Autopilot trotz Überprüfung immer noch am
Spinnen war. Angesichts der langen vorausliegenden Strecken musste
sicherheitshalber ein neuer installiert und kalibriert werden. Auf Kameraden, in
wärmere Gefilde, hier unten wird's langsam Winter. Und ausserdem...
...wartet auf uns süsser Familienzuwachs!!!